Diesen Satz pflegte meine gute Freundin Nile immer zu sagen. Es gibt kein „nur schlecht“, denn all das, über das wir uns gerade ärgern, hat immer auch ein silverlining – einen Vorteil sozusagen. Aber stimmt das wirklich?
Ich telefonierte heute mit meinem besten Freund Amore und irgendwann sagte er: „Aber schau, Lola, auch dieses Jahr im wilden Süden hat dir was gebracht!“ Erst wusste ich gar nicht was ich sagen sollte, denn ich konnte partout nicht von mir behaupten, dass dieses Jahr mich nur ein μ weitergebracht hat. „Bevor du was sagen kannst, erkläre ich dir warum.“ unterbrach Amore meine Gedanken. „Dieses Jahr hat dich reifen lassen und durch all die Rückschläge, der unendlichen Langeweile, die du im wilden Süden verspürt hast und deinem schlimmsten Moment* hast du gemerkt, was DU willst. Endlich nimmst du dir, was dir zu steht, endlich bist du die Abenteurerin, die du immer schon warst und endlich sch**ßt (entschuldigt die Wortwahl, aber ich zitiere hier nur 😉 ) du auf die Meinung der anderen. Du hast endlich verstanden, dass du deine Wünsche und Ideen für dich auslebst und erst hinterher alle informierst, die dir sonst schon frühzeitig Steine in den Weg geworfen haben. Wie oft hast du damals desillusioniert bei mir angerufen, weil du eine tolle Idee hattest, sie aber zu früh an die falschen Leute weitergegeben hast? Der wilde Süden – und ich möchte hier nicht sagen, dass es eine tolle Zeit für dich war – aber er hat dich reifen lassen und gerade die letzten Monate haben dich einen ganz entscheidenden Schritt, ach was sage ich, einen ganzen Fußmarsch, nach vorne gebracht. Ich bin stolz auf dich!“
Hui, ich hätte ja mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass Leute auf mich stolz sind, weil ich endlich den Mut habe, das zu tun, was mir gut tut. Aber, wenn ich eine Sache in den letzten Monaten gelernt habe: Mach‘ deine Pläne mit dir selber aus, erzähle niemanden davon und dann, wenn du ganz sicher bist, dann erzähle 1-2% der Menschen in deiner Umgebung davon, die immer an dich glauben und die dir keine Angst machen, sondern dich bestärken (und im Notfall auffangen). Man muss nicht der ganzen Welt davon erzählen und besonders nicht den Leuten, die einem ständig alles ausreden wollen. Jeder ist für sein eigenes „Drehbuch“ im Leben zuständig. Nicht mehr und nicht weniger. Und dann – ganz wichtig: Vertrauen haben und auf seine innere Stimme hören. Wenn die Stimme sagt, man soll sich nirgends bewerben und warten, was „angespült“ wird, dann wartet man ab. Keine panischen und vorschnellen Reaktionen und man kommt genau dahin, wo man hin sollte. Das Leben ist ein Ozean und in einer Nussschale auf den Weltmeeren bei Sturm kann man paddeln und sich abstrampeln ohne Ende, man wird doch immer wieder dort hingeleitet, wo man hin soll (und evtl. nicht hinwollte) und hat dann auch noch eine Menge Kraft verloren, weil man sich mit Händen und Füßen dagegen gewährt hat. Einfach treiben lassen und gucken, wo der Ozean einen hinführt, ist genau das, was glücklich macht.
Ach so, ich bin noch eine Erklärung schuldig: der schlimmste Moment war zwei Nächte nachdem Mr. Monamour von heut auf gleich abgetaucht ist. Ich lag in meinem Bett und fing an zu heulen, weil ich so unglaublich allein war, weil ich mir Vorwürfe machte, weil ich auch geliebt werden wollte, weil ich… ich holte mir ein Taschentuch, schnäuzte, knüllte es zusammen, legte es auf meinen Brustbereich, musste nochmal schnäuzen, streifte meine Brust etwas ungelenk und plötzlich überkam mich Panik: War das ein Knoten? Das ist ein Knoten? Da stimmt was nicht! Da stimmt was ganz und gar nicht! Das gehört so nicht! Panik nahm das Ruder in die Hand und ich schaltete die Vernunft aus: Oh Gott, ich habe einen Knoten in der Brust, bin seit Urzeiten Single, allein, in diesem riesen Bett, in dieser Stadt, in die ich nicht mehr zurück wollte. Ich will nicht mehr hier sein. Das ist nicht das Leben, das ich führen will. Ich muss als erstes kündigen, meine Sachen packen und in die andere Stadt ziehen. Um Gottes Willen, ich will nicht in der Nähe meiner Familie sein, ich will weg. Ich will dahin, wo all meine anderen Freunde und mein bester Freund Amore sind. Ich fühle mich hier nicht wohl. Ich muss sofort weg hier!!! Ich heulte und heulte und konnte nicht mehr aufhören. Inzwischen war es 02:30 Uhr – keine gute Zeit um noch jemanden anzurufen. Maria Salvador schläft mit 100%-iger Sicherheit und Amore kam gestern erst aus Chicago. Er wird auch schlafen. Ich versuchte es trotzdem: Amore? Bist du da? schrieb ich.
2 Minuten später leuchtete mein Handydisplay: Ja, was ist los?
Er war wach! Ich schilderte ihm die Geschichte und er beruhigte mich. In diesem Moment wusste ich, dass sich für mich der wilde Süden erledigt hat. Ich will hier nicht bleiben und will auch nicht mehr zurückkehren. Ich will dieses Kapitel schließen. Mein Verstand ist hier, aber mein Herz nicht. Und so begann der Anfang einer wunderbaren Reise ins Ungewisse….
(P.S.: Ich war beim Arzt – alles gut. Ich bin gesund. Es war nur eine etwas heftigere Form vom PMS, der dementsprechend die Lymphknoten anschwellen ließ)